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Interview mit Alexander Schick

Von Michael Brandel für den Donaukurier


Brandel: Herr Schick, mit "Das wahre Sakrileg" haben Sie "einen echten Thriller hinter dem Thriller", also dem Roman "Sakrileg", vorgelegt. Was macht Ihr Buch so viel spannender und fundierter?

Schick: Das ist nicht mein Urteil, das hat ein bekannter Medienmann über unser Buch gesagt. Wir freuen uns, dass wir mit dem "Wahren Sakrileg" zeigen können, wie spannend Bibelforschung und Archäologie sein kann. "Sakrileg" ist ein Roman voller Fiktionen - wir präsentieren Fakten und einen wahren Wissenschaftskrimi. Die beteiligten Wissenschaftler sind international renommierte Forscher und Meister ihres Fachs.

Brandel: Worin sehen Sie den größten Irrtum in Dan Browns Roman?

Schick: Einen? Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite voller Fehler. Mit jedem Argument, dass er bringt, zeigt er den Fachleuten nur, dass er unverbesserlicher Dilettant ist. Am bekanntesten ist ja seine These, dass Jesus mit Maria verheiratet sei und dass es angeblich eine Stelle in den Apokryphen - den verborgenen Evangelien - gibt, die dies beweisen soll.

Brandel: Eine Stelle, in der es um einen Kuss geht, die aber nur unvollständig existiert. Gibt es also doch ein Geheimnis?

Schick: Brown zitiert eine Stelle aus dem sog. Phillipus-Evangelium so: Jesus "küsste sie- also Maria- oft auf den Mund" und erklärt dabei, dass jeder Gelehrte bestätigen würde, dass das aramäische Wort Gefährtin "Ehefrau" bedeuten würde. Nun das ganze ist aber keine Sache für Kryptologen, die Brown so sehr liebt, sondern für Koptologen! Der Text ist 1. nicht in aramäisch, sondern in koptisch, der Endform des Ägyptischen geschrieben, das hat nun überhaupt nichts mit aramäisch zu tun. Der koptische Text ist eine Übersetzung aus dem griechischen 2. das Wort Gefährtin bedeutet da nun aber gerade nicht "Ehefrau" sondern Weggefährtin, Jüngerin. 3. Der Papyrustext ist bruchstückhaft. Das Wort "Mund" steht dort gar nicht, nicht einmal ein Buchstabe! Aber das Wort für begrüssen finden wir. Es ist gerade kein erotischer Kuss. Wir kennen aus dem Neuen Testament auch den heiligen Kuss mit dem sich die Christen untereinander begrüssten.

Brandel: Kommt die Aufklärung über das "wahre Sakrileg" vielleicht doch zu spät? Viele mögen glauben, das würde jetzt nur geschrieben, um den Schein zu wahren.

Schick: Ich habe mich zuerst geweigert, das Buch zu schreiben, da ich an anderen Projekten arbeite. Doch unsere Webseite www.sakrileg-betrug.de erregte europaweit Aufsehen. Es kamen viele Emails von Schulen, die den Inhalt im Unterricht verwenden wollten. Schüler fragten an, ob ich ihnen mit Material bei Referaten helfen könne. Da merkte ich, dass man den jungen Leuten Fakten an die Hand geben muss. Die Menschen wollen Sachverstand und Klarheit über Jesus, Maria und den Vatikan.

Brandel: Hat der Vatikan mit seinem Boykottaufruf gegen den gleichnamigen Film, der fast wie ein Verzweiflungsakt wirkt, falsch reagiert?

Schick: Das war doch totaler Blödsinn! Was der Vatikan verbietet, will man doch erst Recht sehen. Statt dessen hätte der Vatikan lieber die Schätze seiner Bibliothek in einer "Da Vinci Code-Spezial-Ausstellung" zeigen sollen. Brown behauptet ja, dass im 4.Jahrhundert im Auftrag von Kaiser Konstantin die Bibeltexte verfälscht worden sind. In der Vatikanbibliothek liegt der Codex Vaticanus, eine fast vollständige Abschrift des Neuen Testaments aus der Mitte des 4. Jahrhunderts. Wir wissen also ganz genau, wie die Bibel zur Zeit Kaiser Konstantins ausgesehen hat. Die Wissenschaftler der Biblioteca Vaticana könnten Brown ganz leicht überführen. Sie bräuchten nur die Papyrushandschriften aus den zwei Jahrhunderten davor mit ausstellen und man stellt fest, dass der Evangelientext gerade nicht verfälscht worden ist.

Brandel: Schafft Ihre Bibelausstellung ein wenig Abhilfe? Es gibt darin viel über Qumran zu erfahren.

Schick: Ja und über die spannende Geschichte der Bibelüberlieferung. Wer sich mit den Fakten zum Buch der Bücher beschäftigt ist überrascht, wie hervorragend die Bibeltexte überliefert sind. So befindet sich unter den Qumranrollen eine Abschrift des Prophetenbuches Jesaja aus dem 2. Jh. vor Chr. Diese Schriftrolle ist über tausend Jahre älter als bisher bekannten Bibelhandschriften. Als man den Text untersuchte, stellte man fest, der Text ist unverändert geblieben! Und das bei Abschriften die in einer Zeitspanne von über 1000 Jahren hergestellt wurden. Kein Buch der Antike kann diese Überlieferungstreue aufweisen! Im Internet findet man unter www.bibelausstellung.de einen virtuellen Ausstellungsführer.

Brandel: Werden Sie sich "Sakrileg" im Kino ansehen?

Schick: Wenn ich Zeit habe klar. Ich mag einen guten James-Bond-Film.

Brandel: Was würden Sie Dan Brown fragen, wenn Sie ihn persönlich treffen könnten?

Schick: Dan Brown treffen? Selbst, wenn ich könnte, hätte ich daran eigentlich kein Internesse. Aus beruflichen Gründen habe ich zig solcher Verschwörungsbücher wie "Sakrileg" gelesen. Sie sind alle nach demselben Muster gestrickt. So etwas lieben die Leute, weil man dem Vatikan alles mögliche zutraut.

Brandel: Herr Schick, vielen Dank für das Gespräch.