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Hintergrundbericht zu den Inhalten von "Sakrileg"

Geheime Informationen ausserhalb der Bibel?


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Die Karte zeigt einige der wichtigsten Fundstätten biblischer und ausserbiblischer Texte. Nag Hammadi liegt in Ägypten,Qumran in Israel.

Wie steht es nun um die anderen Behauptungen? Enthalten die Nag Hammadi-Schriften authentische Berichte über Jesus? Die Antwort lautet: Nein! Diese Schriften (einige von ihnen oft auch fälschlicher Weise "Evangelien" genannt) stammen eindeutig aus der Zeit nach(!) der Niederschrift der Evangelien. Im Falle des sog. Thomasevangeliums sind sie eine lose Sammlung angeblicher geheimer Aussprüche Jesu. Die Nag Hammadi-Papyri (nicht Schriftrollen, wie Brown schreibt) sorgen seit ihrer Entdeckung 1945/46 in Unterägypten immer wieder für wildeste Spekulationen. Diese Schriften gehen auf eine gefährliche frühchristliche Sekte zurück, die sog. Gnostiker. Sie stehen mit ihrer Erlösungsbotschaft durch besondere Erkenntnisse (Gnosis griech. = Erkenntnis / Wissen) in einem klaren Widerspruch zur biblischen Lehre. Vor allem die Menschwerdung des Gottessohnes lehnten sie ab. Für sie war Jesus nur in einem Scheinleib zur Welt gekommen. Die Bibel hingegen sagt: "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt" (Johannes 1,14). Der Leib war schlecht für die Anhänger der Gnosis und daher lehnten sie vehement die Erlösung am Kreuz ab.

 Fast zeitgleich wie die Schriftrollen vom Toten Meer wurden 1945/46 in Nag Hammadi 13 Papyrus-Codicies mit insgesamt 44 gnostischen Schriften entdeckt. Sie stammen von einer der gefährlichsten philosophischen Strömungen der Antike mit der das junge Christentum zu kämpfen hatte. Am bekanntesten wurde das sog. Thomas-"Evangelium". Es beginnt: "Dieses sind die geheimen Worte, welche Jesus der Lebendige gesprochen hat ..."
In Wahrheit aber bestand Jesu Botschaft nie aus Geheimlehren für nur wenige "Eingeweihte". Jesus fordert ganz im Gegenteil auf: "Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung" (Markus 16, 15).

Foto: Koptisches Museum Kairo


Das Thomasevangelium aus Nag-Hammadi bei seiner Öffnung. Diese gnostischen Schriften haben immer wieder zu wildesten Spekulationen geführt, doch immer nur in der Regenbogenpresse oder in Büchern von sensationshungrigen Pseudo-Gelehrten.

Foto: Koptisches Museum Kairo

Diese gnostischen Gedanken sind auch später vom Koran übernommen worden, wenn er behauptet: "Sie haben ihn [Jesus] nicht getötet und nicht gekreuzigt sondern es erschien ihnen so" (Sure 4, Vers 157). Für die Gnostiker sind der Mensch bzw. sein Geist (seine Seele, sein Pneuma) göttlichen Ursprungs. Durch ein kosmisches Verhängnis sei dieser Lichtfunke in eine materielle Welt geraten, die von einem niederen Gott (Demiurg) geschaffen worden sei. Darin wird er von bösen Mächten gefangengehalten und der Mensch hat seinen göttliche Ursprung vergessen. Seine Befreiung beginnt in dem Augenblick, indem er sich seines Lichtwesens und seiner himmlischen Heimat bewusst wird und sich ihr zuwendet. Zu dieser "Wiedergeburt" verhilft ihm die Gnosis. Das Durchschauen dieser Zusammenhänge und das Wiedererkennen der ursprünglichen göttlichen (Licht-)Heimat sei der erste Schritt zur Erlösung aber nicht der Kreuzestod Jesu. Allerdings gibt es diese Erkenntnis nur für die Pneumatiker, eine Elite von ausgewählten Geistmenschen. Für sie ist Gnosis ein Weg zur Selbst- und zur Gotteserkenntnis. Diese unbiblischen gnostischen Lehren haben ihren Nachhall bis heute in der Esoterik und bei New-Age. Gnosis ist also eine Heilslehre und ihr Heilsweg ist ein Weg der Selbsterlösung. Schon die alten Kirchenväter entlarvten diese Irrlehre, denn die Erlösung ist und bleibt allein ein Werk Gottes durch den Kreuzestod seines Sohnes Jesus Christus. Die Erlösung wird allein durch Glauben an Jesus Christus geschenkt (Römer 3) aber nicht durch "Geheimwissen" oder esoterische Erkenntnisse. Die Erlösung ist nicht Befreiung des "göttlichen Funkens" und die Erlösung weniger Eingeweihter in das Geheimwissen, sondern in Jesus Christus gilt das Heilsangebot allen Menschen. Brown bereitet mit seinem Bestseller diesen alten gnostischen Irrlehren den Weg und macht sie erneut hoffähig. Dass die schöne Heldin des Buches und angebliche Nachfahrin Jesu "Sophie Neveu" heisst, ist Programm! "Sophia" ist die Weisheit auf griechisch, also die "neue Weisheit" soll sie verkörpern, die aber nichts mit der Bibel zu tun hat, sondern das Neuheidentum darstellt.

Als ich mit dem Religionswissenschaftler Prof. Claus-Hunno Hunzinger über den Bestseller "Sakrileg" diskutierte, gab er zur Antwort: "Die Leute sind von einer solchen religiösen Ahnungslosigkeit, dass sie jeden Blödsinn glauben und auf den Leim gehen. Gegen Argumente kann man wissenschaftlich argumentieren, gegen pure Phantasien hat man nichts entgegenzusetzen, das ist wie der Kampf von Don Quichote gegen die Windmühlen", so der deutsche Schriftrollenforscher, der die Qumranrollen im Original in den 50'er Jahren entziffert hat und Studien zu den Nag Hammadi-Funden veröffentlicht hat.

 Prof. Dr. Claus-Hunno Hunzinger war der erste deutsche Wissenschaftler, der die berühmten Qumranrollen in den 50'er Jahren des 20.Jh's in Jerusalem auswertete. Im Bild sitzt der Qumranwissenschaftler über einigen Papyrifragmenten aus Höhle 4, die 1952 entdeckt worden ist. Später untersuchte Prof. Hunzinger auch die einen Teil der Nag-Hammadi-Funde. Über den Bestseller "Sakrileg" konnte der Forscher allerdings nur den Kopf schütteln, denn die darin aufgestellten Behauptungen entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage.

Foto: Estate of John Allegro © Alexander Schick / www.bibelausstellung.de


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