Impressum

Einleitung: Sakrileg - Hintergrundbericht über den Weltbestseller

Seit weit zwei Jahren ist der Roman "The Da Vinci Code" von Dan Brown in den USA die absolute Nr. 1. Über 40 Millionen mal ist der Titel bereits über die Ladentische gegangen. Auch Europa hat das "Dan Brown-Fieber" ergriffen. Unter dem Titel "Sakrileg" (Religionsfrevel) führt das Buch seit über einem Jahr die Bestsellerlisten von FOCUS und SPIEGEL mit über 4 Millionen Exemplaren an. Übersetzungen gibt es in 44 Sprachen und Hollywood hat sich die Filmrechte gesichert, die Hauptrolle soll Tom Hanks spielen. Kinostart Mitte Mai.

Dan Brown, Sakrileg, Gustav Lübbe Verlag, 19,90 Euro (34,9 sFr), 605 Seiten. Der Megaseller aus den USA verkaufte sich bis März 2005 ca. 25 Millionen mal.

Was ist so bemerkenswert an dem Roman, der in Schulen behandelt wird und im Zentrum einer neu aufbrechenden öffentlichen Diskussion um Jesus und die Bibel steht? Vordergründig geht es im "Sakrileg" um die Aufklärung eines Mordes. Der "Symbolforscher" Prof. Langdon (einen solchen Lehrstuhl gibt es an der Harvard-Universität gar nicht!) ist auf einer Konferenz in Paris, als der Direktor des Louvre vor dem Gemälde der Mona Lisa ermordet aufgefunden wird. Langdon erkennt, dass der Tote durch versteckte Hinweise auf die Werke Leonardo da Vincis aufmerksam machen wollte - Hinweise, die auf eine finstere Verschwörung deuten. Die Polizei verdächtigt den Professor des Mordes, doch dieser beginnt mit eigenen Nachforschungen und wird dabei von Sophie Neveu, einer Kryptologin der Pariser Polizei unterstützt, die sich später als Enkelin des Toten und - man höre und staune - Nachfahrin von Jesus herausstellt!! Ihr Onkel sei ein führendes Mitglied einer Geheimgesellschaft ("Priorat von Zion") gewesen, die das letzte Geheimnis der Nachkommen Jesu hütet...

Dan Brown (37), ein ehemaliger Englischlehrer, ist einer der auflagenstärksten Autoren der Gegenwart. Über seinen Erfolg sagt er, dass die Ursache seines Erfolgs nicht seine Schreibkunst sei sondern so Brown wörtlich: "Geheime Gesellschaften, verstecktes Wissen, verloren gegangene Geschichte, sinistre Verschwörungen, so etwas spricht alle an, vom Chefarzt bis zum Klempner, von der Designerin bis zur Küchenhilfe". Mit seinem Buch möchte Brown "eine Tür beim Leser öffnen" für seine religiösen Erkenntnisse.

Auf S. 342 platzt dann die Religionsbombe! Jesus war- so die These des Autors - nicht nur mit Maria Magdalena verheiratet, sondern hatte auch ein Kind mit ihr. Die Nachfahren Jesu sollen heute noch in Frankreich leben. Die katholische Kirche versuche mit aller Gewalt und allen Mitteln (auch durch Mord) dieses Geheimnis von Jesus zu hüten, denn wenn herauskäme, dass Jesus nur ein normal-sterblicher Mensch war, dann würde die "katholische Kirche in die grösste Krise ihrer 2000jährigen Geschichte stürzen" (S. 365). Bereits Konstantin der Grosse habe "Tausende von Handschriften" (S. 322) im 4. Jh. vernichten lassen, die von dem angeblich "sterblichen" Jesu berichtet haben und im kaiserlichen Auftrag sei die Bibel in den römischen Schreibstuben verfälscht worden. Auf dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) habe Kaiser Konstantin angeblich den sterblichen Jesus per Dekret zum Sohn Gottes erklären lassen. Unsere Bibel sei eine Fiktion und die "Wahrheit" über Jesus würden nur die religiösen Schriften enthalten, die Konstantins Verfälschungs- und Vernichtungsaktion entgangen seien, wie die weltberühmten Schriftrollen von Qumran und die Funde von Nag Hammadi in Ägypten (S. 323, 337). Leonardo da Vinci hätte gewusst, dass Jesus mit Maria Magdalena verheiratet gewesen sei und in seinem berühmten Gemälde "das letzte Abendmahl" sei der Jünger an der Seite Jesu in Wirklichkeit nicht Johannes sondern Maria Magdalena. So habe Da Vinci "codiert" dieses Geheimnis der Nachwelt mitgeteilt (daher der Titel in den USA "Da Vinci Code"). Der "heilige Gral", in den mittelalterlichen Legenden der Kelch vom letzten Abendmahl, sei in Wahrheit eine Person, nämlich Maria Magdalena der "weibliche Schoß, der das Geblüt Christi getragen" habe (S. 342), also das königliche Blut Jesu.

Viele Christen werden das Buch mit seinen Thesen erst gar nicht zur Kenntnis nehmen oder eben "nur" als "Schundroman" abtun. Buchbesprechungen in Zeitungen lassen sich kaum platzieren, da man "dem Buch nicht noch mehr Publicity geben will", so eine grosse kirchliche Zeitschrift.
In der Öffentlichkeit hingegen wird das Buch überall diskutiert, am Arbeitsplatz oder als Lernstoff in der Schule. Viele fragen sich, stimmt das, was hier behauptet wird? Könnte es nicht der Wahrheit entsprechen, wo Dan Brown doch versichert die historisch relevanten Informationen und Dokumente sachgerecht wiederzugeben?

Vorträge zu diesem Roman sind brechend voll (leider zeigt sich nicht immer die gewünschte Fachkenntnis bei den Referenten) und das Interesse ist enorm, wie unzählige Internetseiten belegen. Viele Buchbesprechungen enden mit dem Nachsatz: "Es ist nur ein Roman, aber die Behauptung, dass Jesus verheiratet war, wurde sorgsam recherchiert und ist sehr interessant". Brown selber will den Roman im Kern als geschichtlich wahr verstanden wissen, so seine Aussage im Interview: "Ich habe vor drei Jahren meine Recherchen mit höchster Skepsis begonnen. Aber heute glaube ich, dass die Geschichte im Kern stimmt" und auf Seite 9 von "Sakrileg" versichert Brown: "Sämtliche in diesem Roman erwähnten Werke der Kunst und Architektur und alle Dokumente sind wirklichkeits- bzw. wahrheitsgetreu wiedergegeben". Das hört sich seriös an ist aber irreführend, denn über die Glaubwürdigkeit der zitierten Quellen sagt dieser Satz überhaupt nichts aus. Auch der STERN hat 1983 die Hitler-Tagebücher korrekt wiedergegeben; nur echt waren sie eben nicht.


Weiter: Alle Irrtümer von Dan Brown